Umstrittene Grenzen am Horn von Afrika: Alte Konflikte und neue Kriege nach 1989/91

Christian Methfessel (Berlin)

Di, 27.6.2023, 18:00
Universitäts-Hauptgebäude - 1072 Unter den Linden 6 (UL 6)

Während des Kalten Kriegs war das Horn von Afrika Schauplatz intensiver territorialer Konflikte: Somalia erhob Ansprüche auf von ethnischen Somaliern bewohntes Territorium in benachbarten Staaten und in Äthiopien kämpften sezessionistische Bewegungen gegen die Zentralregierung. Mit der welthistorischen Zäsur von 1989/91 schienen auch diese Konflikte einen Schlusspunkt zu finden: Mit der Unabhängigkeit Eritreas 1993 endete ein langer Sezessionskrieg und nach dem Staatszerfall Somalias 1991 konnte die Regierung in Mogadischu keine irredentistische Politik mehr verfolgen. Dennoch prägten Kriege und territoriale Auseinandersetzungen weiterhin die Region: Der Zusammenbruch Somalias zog einen langandauernden Bürgerkrieg nach sich; Äthiopien und Eritrea führten von 1998 bis 2000 einen Grenzkrieg; und im November 2020 brach der weltweit tödlichste Krieg der letzten Jahre in Äthiopien aus. Der Vortrag diskutiert, inwieweit eine Analyse territorialer Konflikte aus der Zeit des Kalten Kriegs zum Verständnis heutiger Konfliktkonstellationen am Horn von Afrika beitragen kann.